sei du, sei einzigartig, sei gleich, sei

Ich bin eine Zitrone

Wer würde die Zitrone dafür kritisieren, nicht knackig wie ein Apfel zu sein, nicht saftig wie eine Wassermelone oder ohne kuschelige Schale wie die Kiwi?
Eine Zitrone ist eine Zitrone ist eine Zitrone.
Eine Zitrone ist sauer, duftet zitronig, hat eine wachsartige Haut. Alles klar. Zitronen sind toll.

Und was machen wir, wir schauen uns um und vergleichen uns. Wir bewerten uns und wollen – so sein oder anders oder…
Wer würde eine Zitrone dafür kritisieren, dass sie so sauer ist? Und Du hättest Deine Haare gern fülliger und nicht so zart, wärst beim Textschreiben gerne schneller und es nervt Dich, dass Du aus dem Stegreif keinen 30-minütigen Vortrag halten kannst. Du glaubst, Du bist da oder dort nicht gut genug.

Sei doch einfach wie eine Zitrone, sei.
Sei einzigartig. Sei unvergleichlich.
Ja klar, sind wir alle menschlich.
Es ist wichtig, dass wir wissen, wo unsere Fähigkeiten liegen. Sei wertfrei in Deiner Einschätzung.
Ist es nicht cool, dass eine Zitrone eine Zitrone ist und können wir sie nicht annehmen, wie sie ist?
Für eine Früchtekuchen machen wir zum Beispiel einen Zwetschgenfleck, zum Schnitzel reicht man hier Zitronenspalten oder gleich den Zitronensaft, zum Frühstück mag ich gerne eine Birne. Jede Frucht ist besonders. Lass uns doch endlich Talente feiern und nicht den Mangel bewerten. Nicht, dass unser Bildungssystem auf dieses Konzept aufgebaut ist, aber zum Glück sind wir erwachsen und dürfen selbst Entscheidungen treffen. Wir dürfen uns sogar umentscheiden. Juhu, welche Freiheit.

Also auf und finde die Zitrone in Dir. Du hast jetzt lange genug zum Granny Smith Apfel rübergeschielt. Vielleicht bist Du ja eine Marille oder eine Gurke oder vielleicht eine Sorte, für die wir noch eine Bezeichnung brauchen. Wobei, einen eigenen Namen hast Du ja schon.