Wenn Imperfektionismus ein Tier wäre

Es war wohl der 13. April 2023 oder 1-2 Tage davor, dass Maiwar zu mir kam.
Ich habe sie im Museumsshop entdeckt, also eigentlich im Zooshop – eigentlich mag ich Zoos nicht, aber das war der lehrreichste Zoobesuch meines Lebens und ich wusste dann viel genauer, warum ich Krokodilen wirklich fernbleiben mag.
Maiwar ist ein Schnabeltier. Ja, genau, ich war in Australien, auch nach Australien wollte ich nie im Leben. Dann hatte die Tochter aber ein Auslandsjahr dort und ich ihr mal versprochen, dass ich sie besuche, wenn sie im Ausland studiert. Okay, dann nach Australien, zum Glück hatte sie nicht Papua-Neuginea ausgewählt, da kommt man noch schwerer hin.
In Australien sind Schnabeltiere so ungewöhnlich wie bei uns eine Maus, oder vielleicht wie ein Biber. Sie sind nämlich scheu, man sieht sie selten.
Maiwar war der Name des Flusses, der jetzt Brisbane River heißt und Maiwar bezeichnet in der Turrbal-Sprache den Ursprungsort der Schnabeltiere. Auch darüber wusste ich nichts, dass es verschiedene Ureinwohner:innen und Sprachen in Australien gibt, aber eigentlich nicht verwunderlich, bei der Riesenfläche, wenn es bei mir ums Eck für die verschiedenen Speisen und landwirtschaftlichen Begriffe alle 10km andere Namen gibt (und da wären nicht mal Berge dazwischen).

Australien als Reiseland kann ich unbedingt empfehlen, meine Tochter als Reiseleiterin und meinen Sohn als Reisebegleiter, es war eine tolle Reise, ich habe viel gesehen, viel gelacht, ein bisserl geflucht, in Teebaumwäldern spaziert und zwischen Eukalyptusbäumen. Viel Meer gesehen und auch drinnen gewesen.

Ich liebe Schnabeltiere. Sie sind so ungewöhnlich und herrlich paradox – das Schnabeltier ist die eierlegende Wollmilchsau in nicht-perfektionistisch. Das Schnabeltier ist, so einfach und simpel. Würde man so nicht erfinden und doch funktioniert es seit Millionen von Jahren.
Es hat einen Schnabel wie eine Ente,
einen platten Schwanz wie ein Biber,
einen dichten Pelz wie ein Otter,
Schwimmhäute zwischen den Zehen wie der Frosch,
Krallen wie ein Bär.
Und es legt Eier.
Und es gehört zu den 5 giftigen Säugetieren. Es hat einen Giftstachel an den Hinterbeinen, also eigentlich nur die Männchen. Die DNA vom Schnabeltier hat auch ein bisserl Vogel und Reptil, diese Gattungsmischung nennt man Brückentier. Brückentiere gab es immer wieder mal; so eine handvoll insgesamt, aber das Schnabeltier ist das einzige, das noch lebt.

Der im englischen gebräuchliche Begriff Platypus ist aber genauso banal wie die deutsche Bezeichnung, kommt er doch aus dem griechischen, einmal für flach und einmal für Fuß, also wortwörtlich „plattfüßig“.

Lass Dich vom Schnabeltier inspirieren:

  • das Schnabeltier ist nicht entweder Reptil oder Säugetier, also nicht schwarz oder weiß, es entspricht nicht den Erwartungen und funktioniert gemütlich vor sich hin.
  • Vielfalt ist kein Fehler.
  • es versucht sich nicht zu optimieren, um einer Kategorie zu entsprechen, es nimmt von vielen irgendwas und kann uns ein wunderbares Symbol für Selbstakzeptanz sein.
  • Originalität ist ganz schön cool. Kein Tier ist so einzigartig. Evolutionär hätte man es nie so geplant. Es ist ein Symbol für die Kraft des Ungeplanten, Ungewöhnlichen – und des Muts zur Eigenheit.
  • Perfektionismus ist anstrengend, da ist viel Druck und auch Scham. Das Schnabeltier ist charmant absurd und erinnert uns, dass das alles auch Spaß machen darf.

Kurz gesagt:
Das Schnabeltier zeigt uns, dass aus Widersprüchen Wunder werden können.
Und das ist genau die Botschaft von Perfektionixmus:
Du musst kein perfektes System sein – Du darfst einfach Du sein.

Wenn Du gern Unterstützung hättest, beim Du-Sein, ich begleite Dich z.B. mit einem Coaching.
Und wenn Du willst, nehm ich Maiwar auch mal mit, ist ja doch das Perfektionixmus-Maskottchen.