Die eigenen Bedürfnisse erkennen

Meine eigenen Bedürfnisse kenne ich nur vom Negieren

„Nicht genug“ hat einen fiesen jüngeren Verwandten: „nicht wichtig genug“. Ich nehme mich so im Mangel wahr, im Defizit: ich nehme mich selber nicht wichtig. Meine Bedürfnisse sind nicht wichtig, ich kann sie hinten anstellen. Ja, das war ein Verhalten, das ich mal erlernt habe, das irgendwann im Leben mal nötig war, aber als erwachsener Mensch: suboptimal. Ab und an höre ich so Sätze vom Gegenüber. Manche Perfektionist:innen sind da gar nicht besonders gut darin bedürfnisgerecht zu leben, zumindest wenn es um ihr eigenes Leben geht.

Ich kenne das, nur zu gut. Und ja, People Pleasing damit bin ich groß geworden. Mit 25 wurde ich Mama. So wunderbare kleine Menschen brauchen Aufmerksamkeit. Seine eigenen Bedürfnisse – nach ausreichend Schlaf, der morgendlichen Dusche oder auch einmal allein auf die Toilette zu gehen, mal hinten anzustellen, gehört zum Elternsein dazu. Bis zu einem gewissen Grad. Weil ohne Selbstfürsorge, wie soll das der Körper schaffen: die Anstrengungen der Schwangerschaft, der Geburt, der Kraftaufwand vom Stillen und die Versorgung eines Wesens, dass allein nicht überlebensfähig ist, der Schlafmangel, die Ahnungslosigkeit. Prozesse, die Kraft brauchen und nicht so nebenbei gehen. Zur Geburt meiner Tochter war ich in einem Teilzeitjob, schrieb an der Diplomarbeit, machte noch hochschwanger bei einer Sommeruni über 900km von meinem Wohnort entfernt mit. Also Mutterschaftsurlaub, ähm nein, habe ich ausgelassen.
Ja klar, geht alles. Mehrfachbelastung? „Bah“! Ich hatte schon immer mehrere Bälle in der Luft. Over-Achiever, vorbildlicher Lebenslauf. Leistung war mir wichtig. Noch mehr in den Tag packen. Nur nichts auslassen. Fomo – Fear of missing out – war da noch kein geläufiger Begriff.

Ich bin nach wie vor wissbegierig, ich sehe gerne Neues, ich lerne gerne dazu, aber es ist nicht mehr dieser unersättliche Hunger, die Unruhe, die Ruhelosigkeit. Ich nehme nicht mehr nur meinen Kopf und Geist wichtig, ich definiere mich nicht mehr über Leistung.
Ich selbst zähle jetzt und damit meine Bedürfnisse – mein Bedürfnis nach Schlaf,
nach ausgewogener Ernährung,
nach Freude,
nach Verbindung,
nach Ausgelassenheit,
nach Entspannung,
nach Nervenkitzel,
nach Inspiration,
nach Muße,
nach Ästhetik.

Mittlerweile kenne ich meine Bedürfnisse – und das war kein leichter Weg. Manchmal stopp ich mich noch immer und pausiere, um meine Bedürfnisse wahrzunehmen, zu benennen und einzufordern. Jede Ebene hatte ihre eigene Herausforderungen.
Ja klar, muss ich nicht immer erste Geige in meinem Leben spielen, aber doch ich darf, sehr oft sogar.

Um Dich und Deinen Perfektionismus besser zu verstehen und gezielt Deine Fähigkeiten und Fertigkeiten zu nutzen, biete ich Coaching an. Je nach Zielsetzung und Bedarf, bekommst Du dabei Tools und Taktiken meiner Kurse an die Hand, ich begleite Dich bei der Umsetzung und bei der Befüllung Deines individuellen Werkzeugkastens.