Leistungsdruck Schuldgefühle

Productivity guilt

In einem Podcast Anfang 22 habe ich diesen Begriff gehört „productivity guilt“ und wurde hellhörig.
Die Schuldgefühle, die das Unproduktivsein bringt, die kenne ich nur zu gut.
So war es lang Teil von mir, dass ich Freizeit produktiv nutze, ich schau fremdsprachige Netflix-Serien mit fremdsprachigen Untertiteln, um Sprachen zu üben, ich häkle nicht nur zum Spaß, sondern entwickle Häkeldesigns und verkaufe die, aus Reisen werden bei mir ab und an Reisewebsites, … Das hört sich jetzt nicht belastend an, aber es ist halt nicht Freizeit um der Freizeitwillen.
Als denkender Mensch, braucht mein Kopf Pausen, bewusste Auszeit und Regeneration. Reflexion braucht Pausen und Hirnkapazität, Kreativität braucht die Zeiten, in denen das Hirn flexibel herum mäandern kann und sie braucht Inspiration und ganz neue Eindrücke.
„All work and no play makes Jack a dull boy“ lautet eine englische Redewendung. Ich kannte die nicht, ich bin aufgewachsen mit „wer lang feiern kann, kann auch früh aufstehen“. Früh aufstehen, um zu arbeiten, natürlich nicht um den Sonnenaufgang zu bewundern. Aufstehen und leisten konnte ich, ich brauchte wenig Schlaf und war schon als Teenagerin sehr produktiv. Schule fiel mir leicht, statt viel zu lernen, habe ich Nachhilfe gegeben, ich hatte immer Nebenjobs da und dort, um mir Reisen (Bücher, Strümpfe, Ballkarten) zu finanzieren.
„Chill mal Dein Leben“ hat damals noch niemand gesagt, ich hätte es wohl auch nicht umgesetzt, ich war innerlich rastlos.

Wann warst Du so richtig unproduktiv? Wann hast Du zuletzt nichts gemacht?
Weißt Du, dass es in der Kreativitätsforschung heißt, dass es Langeweile braucht. Ich befürchte, wenn meine umfassend talentierte Tochter das liest, wird sie innerlich knurren, weil ich ihr den Satz als Kind regelmäßig gesagt habe, vorgelebt habe ich ihn ihr nicht. Wäre aber sinnvoll gewesen, nicht nur für mich.