Selbstvorwürfe helfen gar nichts

Hättest Du nur

Ich habe einen Muskelkater, es zwickt und zwackt.
Gestern war ich 1h Stunde schwimmen mit einer Freundin, die gerade in meiner Gegend war und Zeit hatte (und das Schwimmgewand vorsorglich dabei hatte) und dann bin ich zu einem Workshop mit dem Fahrrad. Ich hätte mit dem Bus fahren können, aber eigentlich will ich nach und nach meine Kondition aufbauen.
So ein Muskelkater ist nichts Lustiges, man erinnert sich ständig daran. Ja, ich hätte schon längst häufiger mit dem Rad fahren können, war eine Stunde Schwimmen und Fahrradfahren wirklich nötig?

Kennst Du dieses Kopfkino an Vorwürfen und Sticheleien, dass dann losgeht? Die vielen „hättest Du nur“?
Ich nur zu gut. Ja, die Stimme im Kopf ist nicht nur meine. Aber ich tu mir das grad an.
Statt dankbar zu sein, dass ich das ambitionierte Bewegungsprogramm geschafft habe, dass meine Muskeln mitgemacht haben und mich nach dem Workshop und Vernetzungstreffen um Mitternacht auch noch heimgebracht haben. Dass ich sowas das nächste Mal viel besser schaffe.

Aber heute bin ich zart zu mir.

Ich lobe mich dafür, dass ich es probiert habe, ich bin meinen Beinen dankbar, dass sie es geschafft haben und dass sie jetzt noch mehr Muskelmasse aufbauen. Ich freue mich auf die nächsten Radausflüge, kurze und lange, die ich jetzt wieder machen werde. Ich bin sehr zufrieden, dass die Infekte hinter mir liegen und ich jetzt wieder mehr und mehr ins Bewegen komme. Ich spüre schon, wie mein Körper wieder Kraft aufbaut.

Wo warst Du heute zart zu Dir, anstatt Dir selber Vorwürfe zumachen. Wo hast Du Dich gelobt, anstatt Dich zu demotivieren?

Natürlich darfst Du weiter kritisch sein, absolut; sei reflektiert, wäge ab. Was ich von mir und vielen anderen Perfektionist:innen kenne, ist diese Lawine an Selbstvorwürfen. Die hilft nicht, die begräbt Dich unter mieser Stimmung.