Seit ich mich mit der Idee Perfektionixmus auf den Weg gemacht habe, also mit Frühjahr 24, habe ich mit vielen Menschen gesprochen. Und eine Gruppe ist mir da untergekommen, die hatte ich ohne „Perfektionismus-Brille“ gar nicht so im Blick. Also als Gruppe, als Phänomen. Sätze, die ich gehört habe waren zum Beispiel:
„Ich bin so chaotisch und krieg nichts auf die Reihe, aber ich weiß, wo es die besten Semmerl gibt und nur die kommen auf meinen Tisch.“
„Ich bin so schlecht beim Einsprechen – das Intro nehme ich sicher sieben- bis achtmal auf“
„Ich bin ein langsamer Denker. Gespräche überfordern mich schnell. Da sag ich dann Dinge, die wer falsch versteht oder ich beleidige Dich noch. Lass uns doch lieber schreiben statt uns zu treffen oder zu telefonieren.“
Solche Sätze und ähnliche habe ich die letzten Monate immer wieder mal gehört.
Dann kamen noch andere Sätze, die sie über sich selbst gesagt haben:
„ich lerne viel zu langsam,
ich bin nicht so aufnahmefähig,
so viel weiß ich ja gar nicht,
ich bin so weit weg von perfekt.“
Innerlich ruft es in mir: „Ich bin auch nicht perfekt, war es nie. Ich versuchte nur so zu tun, um nach Außen nicht so angreifbar zu sein. Vermeintlich. Ich bin Perfektionistin. Und ich seh da irrsinnig hohe Ansprüche an Dich und Dein Leben, Dein Tun, Deine Beziehungen.“
Wenn ich dann leise einatmete und das Gegenüber darauf anspreche, dass das „perfektionistische Züge“ sein könnten, wird da ganz heftig abgestritten.
„Nein, ich bin nicht so gut, ich bin kein Perfektionist.“
„Was nein. Ich bin viel zu schlecht um Perfektionistin zu sein.“
Naja, es ist ja ganz wurscht welchen Namen man dem Kind gibt. Es geht um die Auswirkungen. Es geht um das Fehlen des locker-leichten-lustigen Kreationsmodus. Es geht darum, es sich selbst so unglaublich schwer zu machen. Es geht um das Fehlen der realistischen Ziele, des freudigen Ausprobierens von Neuem. Des Erkennen, dass Fehler zum Tun dazu gehören und kein generelles Versagen sind.
Umarme Dein inneres Streben. Es hat Dich weit gebracht.
Tatsächlich bist Du nicht allein, es geht vielen so wie Dir.
Was, wenn Du Dir sagst, Du bist gut genug?
Was wenn Du morgen ein klein wenig weniger kritisch zu Dir bist, vielleicht sogar ein klein wenig nett wie Du zu Deiner besten Freundin wärst oder dem besten Freund? Oder so wohlwollend wie zu einem Familienmitglied? Probier es aus, einmal, vielleicht sogar nochmal. Da und dort weniger streng mit Dir?
Vielleicht kannst Du Dich sogar loben. Richtig zufrieden sein. Nicht gleich überall, anfangen. Zuerst Trippelschrittchen.