Ich liebe Rosenaufdrucke – je kitschiger, altmodischer, desto besser.
Ich habe einige Rosentassen und Rosenuntertassen, alle aus verschiedenen Sets. Ich mag diese bunte Mischung Rosigkeit; ästhetisch und weil jedes Stück anders zu mir fand: von verschiedenen Familienmitgliedern, von Freundinnen aus deren Familien und manche auf Flohmärkten entdeckt, einige auch neu gekauft. Mittlerweile genug für ein Kaffeekränzchen. Kürzlich habe ich von einer Freundin eine Kaffeekanne bekommen, richtig groß, Rosenaufdruck und sogar Goldrand. In das Kasterl mit den Rosentasse passt diese hohe Kanne nicht, aber daneben ist ein kleineres Kästchen ohne Zwischenboden, da passt sie rein. Nur ist dieses Kästchen schon sehr voll.
Ich habe mir meine Trittleiter geholt, es also geöffnet um zu schauen, ob ich die darin befindlichen Gläser und Vasen nicht einfach nach hinten schieben kann.
In diesem Kästchen waren schon jede Menge Dinge, einige Schätze und es war zudem ordentlich staubig, innen und außen. Ich hätte mir jetzt also Vorwürfe machen können, dass ich das schon längst aussortieren oder reinigen hätte können. Oder einfach froh sein, dass ich das jetzt entdeckt habe und einfach ausräumen und putzen. Die angestaubten Gläser, Vasen und bunten Flaschen kamen in den Geschirrspüler, Das Kästchen habe ich innen und außen gewischt und außen auch gleich das Nebenkästchen. Im Rosentassen-Kästchen habe ich neu sortiert und eigentlich hat das kaum viel länger gebraucht als diesen Text zu schreiben und ich habe mich gefreut, dass ich wieder ein Stück Ordnung in mein Daheim bekomme und jetzt ein total sauberes Kasterl innen und außen habe. Und bald auch noch total saubere Flaschen, Vasen und Gläser, die ich da reinstelle.
Ich war an dem Tag zart zu mir (und das mit dem Zartsein empfehle ich ja grundsätzlich).
Und weil ich so zart war, habe ich mich nicht geärgert oder geschämt. Ich konnte das einfach machen. Etwas davor sehr lange nicht ging, sonst wäre es nie so staubig gewesen innen, das Küchenkästchen. Also lange war da kein einfach und schon gar keine Motivation in das Kasterl zu schauen und irgendwas zu machen.
Und es gibt sogar eine Follow-Up zu dieser Geschichte. So motiviert, wie schnell das ging, habe ich die Woche darauf das zusammengesammelte Rosengeschirr in den schönen Holzschrank mit Glasfront geräumt. Ich seh sie so nicht nur ständig, ich komm auch leichter dazu, ganz ohne Trilleiter. Das heißt ich benutze sie häufiger und vielleicht laufen sie dann gar nicht mal Gefahr zu verstauben.
Das Kästchen in dem die Rosentassen und -untertassen davor waren, beherbergt jetzt meine Weingläser. Wenn ich Wein trinke, dann meist in Gesellschaft und manche dieser Menschen sind größer als ich. Sie sind damit meist leicht erreichbar und ansonsten ist ja Trittleiter oder Stockerl schnell zur Hand.
Hast Du die Erfahrung auch schon gemacht, dass Du mehr und zufriedener Dinge erledigst, wenn Du das ganze ohne Selbstvorwürfe machst?