Na, kennst Du sowas vielleicht auch:
- kurz vor der wichtigen Präsentation und dem Gang zur Bühne, knackst Dein Knie ganz schrecklich,
- der raue Hals ehe Du ein paar Personen kennenlernst, die für Deine Geschäftsidee wichtige sind,
- das Ohr, das schmerzhaft sticht, wenn Du irgendetwas Neues tun sollst und schon gar nicht mehr weißt, wie Du Nein sagen kannst und alle Fenster geputzt sind.
Kann das Dein Körper auch, zum Zwicken und Zwacken anfangen, dann wenn alles gut läuft und da dieser eine Meilenstein ist. Ja, das ist wenn der Apokalpyse-Modus vom Körper angenommen wird.
Manchmal reagiert mein Körper, bevor ich es merke – aus Angst vor Neuem, vor Fehlern, vor dem, was sich nicht kontrollieren lässt.
Jetzt bin ich ja eigentlich durch und durch „Nix-mus“. Also ich finde generell Muss man gar nichts (atmen ausgenommen).
Was ich damit meine – Zwang und äußere Vorgaben, sollten nicht unser Haupthandlungsmotivation sein.
Wie ich es lebe – bei meinen Trainings, Kursen, Coachings heißt das für das Gegenüber, sie sollen sich zu nichts verpflichtet fühlen. Ob das jetzt eine Antwort auf eine Frage ist, oder eine Übung im Workshop. Deine Bedürfnisse haben Vorrang, Du machst nur was Du willst. Wenn Du eine Pause willst zum Beginn der nächsten Workshop-Übung, sagst Du das und machst eine Pause, ich arrangiere die Gruppen bei Bedarf anders.
Wie ich es für mich lebe – meine Bedürfnisse benennen. Offen sein, was mit meiner Energie noch gut geht und was nicht. Diesen Sommer brauchten meine Achillessehnen da und dort mehr Aufmerksamkeit und auch wenn ich wirklich normalerweise gerne zu Fuß gehe, es ging nicht immer und definitiv nicht immer soviel. Und umgekehrt habe ich die Erfahrung gemacht, es ging sich alles aus, obwohl ich da und dort nicht gehen konnte, oder sehr langsam ging, Pause brauchte, um einen Eiswürfel bat, die Faszienkugel auspackte, … Umständlich zu sein, eine Ausnahme zu brauchen – puh, nicht meine Komfortzone. Aber, es war nirgendwo ein Problem, dass ich umständlich war, eine Ausnahme brauchte. Ich habe heuer auf so vielen Ebenen gelernt, wie nett Menschen sind und wie gern manche helfen und wie leicht es manchen fällt, sich auf andere Gegebenheiten einzustellen oder zu versuchen eine gute Lösung für alle zu finden. Siehe auch meinen Artikel zu „Hilfe annehmen“.
Zurück zum Thema – auch hier geht es um Bedürfnisse.
Was mache ich, wenn mein Körper agiert, so wie ich es eigentlich gerade nicht will oder nicht glaube, dass ich es so will? Es ist in erster Linie okay. Macht er halt jetzt.
In zweiter Linie schau ich, warum macht er das. Kann es sein, dass das die Antwort des Körpers ist auf meine mentale Überforderung? Wenn dem so ist, ist das auch okay.
Dann schau ich, will ich das Angebot so annehmen? Will ich einen Plan B, C, … Ich persönlich suche mir dann ein Backup, wie ich es vielleicht doch machen kann oder zumindest erledigen kann, ohne meinen Körper zu überanspruchen.
Bei einem der Hilfsangebote im Juli war ein Thema dabei, dass mir emotional sehr nahe ging. Bei dem ich nicht wusste, wie es ausgehen würde. Ganz ehrlich, ich hätte mich am liebsten versteckt bis es vorbei ist. Ich hatte kurz davor die Menstruation bekommen, meine Muskeln sind da weniger effizient und ich weiß seit ein paar Jahren auch wie sich PMS anfühlen kann. Nicht der Zeitpunkt für so viel Veränderung, den ich geplant hätte. An dem Tag tat mir der Rücken weh (ein Leiden das ich zum Glück sonst nicht kenne), natürlich die Fersen (die das diesen Sommer regelmäßig taten), Unterleibskrämpfe, es war kalt und ich hatte Halsschmerzen. Okay, Körper ich finde das gerade auch nicht lustig.
Was tat ich – ich habe meine Gefühlslage meinem Gegenüber mitgeteilt (und ja, das hat sich von mir aus nach zumuten angefühlt, das Gegenüber nahm es ganz gelassen). Ich hatte jemanden, den ich anrufen hätte können, um die körperliche Arbeit zu erledigen (mein Plan B) und habe dann selbst gemacht was gut ging. Nein, nicht unter Schmerzen, kein Durchbeißen. Langsam und kontinuierlich, mit Pausen. Es war in 30min erledigt, so schnell, dass ich danach dasaß und ganz baff war und erstmal lachen musste. Ja, wir wissen das: „zu Tode gefürchtet ist auch gestorben“. Rational ist das alles gut nachzuvollziehen, aber wenn ich selbst mittendrin bin, hätte ich zumindest manchmal gern, dieses Erdloch, das sich auftut.
Aber anderseits weiß ich, nach vielerlei Übung, es gibt viele Wege zum Ziel. Ich muss nicht alle allein gehen, ich muss teils auch nur einen kleinen Weg selbst bestreiten, ich kann delegieren und manchmal sogar die Distanz ändern. Und in manchen Fällen muss ich mir selbst nicht alles glauben, das ich gerade denke oder fühle.
Manchmal schützt mich mein Körper – vor dem Neuen, vor dem Scheitern und, wenn ich ehrlich bin, auch vor dem Erfolg. Aber, ich muss es ihm ja nicht gleich glauben und kann erstmal überprüfen, ob er recht hat oder ob es nur Versagensangst ist.