Es gibt ja so viele schöne Möglichkeiten, sich selbst so richtig im Weg zu stehen. Wenn man sich nicht nur kurz blockieren, sondern so richtig zum Stillstand bringen will, dann ist für Perfektionist:innen ein guter Weg erstmal mit der Recherche zu beginnen. Also eine Meinung einzuholen, dann noch eine zweite, natürlich eine dritte, wenn sich die zu ähnlich waren, noch ein wenig googeln und dann bei zwei bis drei KI-Tools befragen, abwägen, vergleichen – und dann, ja dann…
Spätestens dann schleicht sich das leichte Gefühl ein, dass das doch gar nicht so einfach ist, dass das alles sehr viele komplexe Zugänge hat und die meisten haben wir noch gar nicht richtig erfasst.
Bei der „Analysis Paralysis“ hast Du Dich argumentativ verrecherchiert. Es spricht so viel für die eine Lösung und so viel für die andere und ganz viel gegen eine dritte Variante, dass Du anstehst, unfähig weiterzukommen.
Blockade.
Entscheidungslähmung
Kann man immer dann einsetzen, wenn man eine wichtige Entscheidung treffen sollte. Also eine wirklich, wirklich wichtige. Eine, die klug wäre, die Geld spart, die Dich weiter bringt, also nicht nur ein wenig, sondern richtig.
Was Du da machst: bisserl wie Paralleleinparken in einer sehr, sehr vollen Stadt, bei der Du den letzte Mini-Parklücke entdeckt hast. Vor lauter Hin- und Herreversieren ist Dein rechter Hinterreifen an den Randstein gequetscht und macht ein abartiges Geräusch bei jedem Versuch einer Bewegung. Vorne rechts bist Du halb hinter dem Auto, aber hast keine Ahnung, ob Du da wirklich nach vor fahren kannst oder einen Blechschaden verursachst.
Was würdest Du beim Autofahren machen?
Also ich würde aussteigen,
die Lücke genau analysieren,
mich entspannen – weil: Wo ich reinkam, komme ich auch wieder raus.
Wenn autoimmanente Systeme wie Kameras und Sensoren mir nicht weiterhelfen, würde ich schauen, ob es nicht Schaufenster gibt, die mir einen Außenblick ermöglichen.
Wenn das nicht der Fall ist, würde ich jemand um Hilfe bitten – mir zu sagen wie viel Abstand noch ist und idealerweise genau absprechen wie wir das gemeinsam machen.
In meiner Session für das Bar Camp beim Netzwerkbooster von Ute Blinder 2025 am 4. April habe ich „Paralyse durch Analyse“ schon vorgestellt. Der Vortrag hieß:
„5 Hacks wie Du Perfektionismus zur Selbst-Sabotage nutzt – neben dem hohen Anspruch und der Angst vor Fehlern“
Die 4 weiteren Hacks, um sich perfekt selbst zu sabotieren, waren:
Apokalypse-Modus
Productivity Guilt
I-can-do-it-myself-itis
Prokrastination
Wie der Titel suggeriert, finde ich das perfektionistische Grundsetting mit hohem Anspruch und Versagensangst ziemlich ideal um sich das Leben schwer zu machen. Zumindest habe ich das bei mir selbst über Jahrzehnte so praktiziert. Aber es ist ja zum Glück alles nur erlernt, man kommt da auch wieder raus.
Analysis Paralysis ist nicht nur etwas was einzelnen Perfektionist:innen passiert – das kommt auch im Team vor. Damit das in der Gruppe nicht passiert, ist es sinnvoll, von Anfang an klar Regeln und auch Termine für Entscheidungen festzulegen. So vermeidet man, dass ein Projekt eine Analyselähmung erfährt.
Übrigens: Meine Website wurde kürzlich unter „Perfektionismus lustig“ gefunden. Ich mag Humor – nicht, um mich über etwas oder wen lustig zu machen, sondern weil Humor und Spaß Leichtigkeit bringt. Perfektionismus hat wenig mit Leichtigkeit zu tun – eher damit sich das Leben hart, anstrengend und schwerer zu machen.
Es darf leichter gehen.
Und es ist okay, sich woanders Unterstützung zu holen – auch um mal die eigene Perspektive zu wechseln.